Artikel von Stefan Doubek
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25. März 2020

Computerspieler*innen und Schmerzen

Schmerzen erfüllen üblicherweise eine sinnvolle Funktion in unserem Leben und trotzdem leidet niemand gerne unter ihnen. Was dir dein Körper möglicherweise sagen möchte und wie man Schmerzen positiv beeinflussen kann, erfährst du in diesem Artikel am Beispiel von Verspannungsbeschwerden.

Schmerzen

Verspannungen sind die häufigsten Ursachen für Schmerzen. Eine monotone Haltung durch z.B. langes Sitzen kann diese Beschwerden herbeiführen.

Das biopsychosoziale Schmerzmodell

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass die Themenbereiche unserer Website in biologisch (z.B. Ernährung und körperliche Aktivität), psychologisch (z.B. psychische Gesundheit) und sozial (z.B. persönliches soziales Umfeld) unterteilt werden. Das biopsychosoziale Schmerzmodell stellt nicht ausschließlich die erkrankten Strukturen in den Vordergrund, sondern betrachtet den ganzen Menschen.

Hierzu ein Beispiel:

Renè hat Schmerzen in seinem Nacken aufgrund einer Muskelverspannung. Er geht zur Schule und muss dort oft am Computer arbeiten. Sein liebstes Hobby ist Freunde treffen, sowohl offline als auch online. In „League of Legends“ trifft er häufig Freunde online.
Aufgrund seiner Verspannungen (biologisch) ist René in der Schule (soziales Umfeld) beim Hantieren mit dem Computer mit Schmerzen konfrontiert. Wegen dieser Erfahrung befürchtet er (psychologisch), dass diese Schmerzen beim Computerspielen auch auftreten werden, und er daher weniger mit seinen Freunden spielen kann (sozial).

Was unsere Schmerzen beeinflussen kann

  • Schmerz wird biologisch beeinflusst von der eigenen Schmerzwahrnehmung, Fehlbelastungen, Gewebeschäden, Entzündungen, Genetik und der Funktionsfähigkeit des eigenen Körpers.
  • Schmerz wird psychologisch beeinflusst von deinen Überzeugungen, Gedanken, Wissen, Befürchtungen, Gefühlen und dem eigenen Verhalten.
  • Schmerz wird sozial beeinflusst von Familie, Freund*innen, Kolleg*innen, der Möglichkeit, Hilfe in Anspruch nehmen zu können und der Gesellschaft und Kultur.

Dieses Zusammenspiel führt zu komplexen Schmerzerlebnissen, und darum ist Schmerz etwas sehr Individuelles, dass niemand exakt gleich empfindet.

Muskuloskelettale Beschwerden – häufige Ursache von Schmerz

Die Muskulatur ist ein gut durchblutetes Gewebe. Regelmäßige Aktivierung und Entspannung des Muskels hilft dabei, den Muskel in einem ausgeglichenen Zustand zu halten. Ein Erklärungsmodell, warum Muskelschmerzen entstehen können, ist, dass deren Blutversorgung über einen längeren Zeitraum beeinträchtigt wird und damit wichtige Nährstoffe und Sauerstoff nicht ausreichend in die Muskulatur hinein und Stoffwechselprodukte nicht optimal hinaus transportiert werden können. Dies passiert beispielsweise, wenn wir über einen längeren Zeitraum eine bestimmte Haltung einnehmen und diese nicht verändern. Kommt es dabei zu einer Reizung von Nozizeptoren (schmerzempfindenden Nervenfasern), kann Unwohlsein oder Schmerz in der betroffenen Region auftreten.

Unser Körper gibt uns Zeichen

In erster Linie sollte Unwohlsein oder Schmerzempfinden als Signal unseres Körpers verstanden werden, die momentane Tätigkeit zu unterbrechen und den Muskel zu bewegen und zu dehnen. Der genaue Mechanismus ist bisher leider unbekannt, jedoch konnte festgestellt werden, dass eine gezielte Mehrdurchblutung in der betroffenen Region die Muskelfunktion wiederherstellen und Schmerzen lindern kann. Aus diesem Grund werden von Gesundheitsexpert*innen oft Wärme und körperliches Training sowie Dehnungen bei Verspannungsschmerzen empfohlen.

„Die beste Position ist die nächste Position“

Beim Computerspielen kann in stressigen Situationen der allgemeine Muskeltonus im Körper zunehmen. Hast du folgende Situationen auch schon einmal erlebt?

Vielleicht hast du einen extrem knappen Sieg eingefahren und dabei hat sich dein ganzer Körper massiv angespannt, deine Schultern waren hochgezogen und deine Nase kam dem Bildschirm immer näher? Hast du in kniffligen Situationen einen Wadenkrampf bekommen?
Bist du beim Konsolespielen vor Aufregung vom Sofa aufgestanden, weil der Endboss, an dem du schon lange verzweifelt warst, nur noch zehn Prozent seiner Lebenspunkte hatte?

Wenn so eine spannende, aufregende und emotionale Situation vorüber ist, sollten wir uns daher bewusst daran erinnern, beispielsweise unsere Muskulatur wieder locker zu lassen. Ansonsten besteht die Gefahr, über längere Zeit die Muskulatur in einer verkürzten Position zu halten und somit die Durchblutung des Muskels zu beeinträchtigen. Dies kann dann nach einiger Zeit zu Verspannungsschmerzen führen.

Aber auch dauerhafte Fehlhaltungen aufgrund eines schlecht auf die individuellen Bedürfnisse angepassten Arbeitsplatzes können zu Verspannungsbeschwerden beitragen, wie im Artikel zu „Ergonomie“ näher erläutert wird. Daher achte in deinem eigenen Interesse bestenfalls auf einen gut eingerichteten Computerarbeitsplatz.

Folgende Maßnahmen werden zur Vorbeugung von Verspannungsbeschwerden empfohlen:
  • Ausdauertraining
  • Krafttraining
  • Beweglichkeitstraining
  • Dehnen

Wenn es bereits zu spät ist und die Verspannung ausgeprägt ist, helfen oft nur noch eine Pause und Maßnahmen, welche die Durchblutung anregen.

Folgende Maßnahmen werden empfohlen, wenn bereits Schmerzen aufgetreten sind:

Folgende Maßnahmen werden empfohlen, wenn bereits Schmerzen aufgetreten sind:

  • Abklärung der Beschwerden bei deinem Hausarzt – in hartnäckigen Fällen erfolgt hier meist eine Überweisung zu anderen Gesundheitsberufen
  • Wärmeanwendungen, solange keine akute Entzündung vorliegt
  • Massage
  • Beweglichkeitstraining und Dehnen
  • Ausdauertraining

Nach Abklingen der Schmerzen kann ein gezieltes Übungsprogramm, zum Beispiel bei Physiotherapeut*innen, erlernt werden. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, dein Risiko zu reduzieren, wieder Schmerzen in dieser Region zu entwickeln.

Zusammenfassung

 

In diesem Artikel hast du am Beispiel des muskuloskelettalen Schmerzes erfahren, dass Schmerz ein komplexes Geschehen ist und von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Aus diesem Grund empfindet jeder Mensch seine Schmerzen einzigartig. Dein Körper versucht mittels Schmerzreiz, dich zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Ignorierst du die Signale über längere Zeit, kann ein Krankheitsbild entstehen. Meist genügen einfache Maßnahmen und oft verschwinden Beschwerden ganz von allein. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bei anhaltenden Beschwerden deinen Hausarzt bzw. deine Hausärztin aufzusuchen und die Beschwerden abklären zu lassen. Wenn du schon länger als 3 Monate an einem Schmerz leidest, wird von chronischem Schmerz gesprochen. In diesem Artikel findest du nähere Informationen zu dieser Thematik.

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